Wohnhaft: Im Fang

Verheiratet mit Marilou

Vater von: Liliane, Nicole, Christian

Sohn des: Emil

Alter: 52 Jahre

 

Hast Du schon immer Langlauf gemacht?

Ich habe etwa im Alter von 12 Jahren damit angefangen. In jener Zeit gab es nicht viel anderes. Im 1979 kam dann im Sommer der Berglauf dazu. Der Start war damals immer in Im Fang. Ich habe den Lauf einige Mal ge gewonnen. Danach wurde entschieden, den Lauf nicht mehr auf dieser Strecke durchzuführen.

Wie hat Deine Karriere als Spitzenläufer angefangen?

Im 65/66 konnte ich das erste mal an der Junioren Schweizermeisterschaft teilnehmen. Da lief ich jedoch nur unter ‚ferner liefen‘. In den zwei folgenden Jahren habe ich dann gewonnen. Damals im 68 liefen wir auch eine Staffel die wir mit Edelbert und Elmar Buchs, mein Bruder Paul und ich gewonnen haben. Das waren schöne Zeiten. Die Leute kamen oft, um uns an den Rennen anzufeuern. Nach Einsiedeln fuhr einmal sogar ein GFM-Bus mit unseren „Fans“. Im 69 wurde ich dann dank meiner zwei Junioren-Meistertitel in die Nationalmannschaft aufgenommen.

Weisst Du noch, wieviele Rennen Du in jener Zeit gelaufen bist?

Es waren unzählige im In- und Ausland. Im 70 lief ich an der Weltmeisterschaft in „Hohen Tatra“ in der Tschechei den 30 Kilometer. Dazu kamen viele Rennen in Skandinavien, Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Polen.

Erzähl mir bitte, wie Du Deine Olympiade in Sapporo erlebt hast.

Das war im 72. Wir erhielten das Aufgebot und flogen dann für 3 Wochen nach Sapporo. Wir waren damals ungefähr 12 Schweizer Langläufer. Während der drei Wochen fanden Ausscheidungen statt. Zudem hatten wir die Möglichkeit, die Strecken kennenzulernen und uns auf die Rennen vorzubereiten. Leider fand mein Rennen – ich lief den 50 km – ganz am Schluss, noch nach der Staffel. Die Schweizer Staffel lief damals den sensationellen 3. Rang.

Folgedessen musste ich also die ganze Zeit seriös leben und mich auf das Rennen vorbereiten. Schlussendlich lief ich dann auf den 23. Rang. Das grösste für mich war es jedoch, überhaupt teilnehmen zu können.

Wie seid Ihr eigentlich nach Japan gekommen?

Mit einer Swissair Maschine flogen wir zuerst nach Moskau. Dort erhielt die Swissair eine Spezialbewilligung um über Sibiren nach Sapporo zu fliegen. Das war das erste mal überhaupt, dass eine solche Bewilligung erteilt wurde. Damals flogen Teilnehmer wie Bernhard Russi, Marie-Theres Nadig oder auch Roland Collombin mit, die noch heute vielen bekannt sind.

Wo hast Du in jener Zeit eigentlich gearbeitet? Wie hast Du Dein Geld verdient?

Damals arbeitete ich bei der Festungswacht. Ich war während 5 Jahren im Tossen. Um an der Olympiade teilzunehmen erhielt ich unbezahlten Urlaub! Ansonsten erhielten wir vom Verband 10 Franken für die Spesen pro Tag...

Wie ging es dann weiter?

Im 72 habe ich geheiratet, und im 73 kam unsere Tochter Liliane zur Welt. Dann kamen jüngere Läufer nach, und ich trat aus der Nationalmannschaft aus. Den Langlauf habe ich aber nie aufgegeben. Es macht mir immer noch grosse Freude zu laufen.

Wie schätzt Du die Chancen vom heutigen Nachwuchs ein?

Das grösste Problem ist, dass ein Trainer fehlt, der die jungen motivieren kann. Ich habe leider kein Talent dazu, und wir „alten“, laufen selber immer noch am liebsten für uns. Aber Läufer wie Andreas oder Dominik haben schon gute Chancen. Die Jungen von heute haben einfach zu viele Möglichkeiten. Jede Sportart ist möglich, und da braucht es schon Individualisten, die den Langlaufsport wählen.

Kommen wir jetzt zu Deinem Beruf. Seit wann bist Du Wildhüter?

Seit dem 1. Januar 75. Als Ende 74 Mooser Edwin (Der Alt-Wildhüter) pensioniert, und die Stelle frei wurde, habe ich mich gemeldet und kam dazu. Zwei Jahre zuvor habe ich die Jägerprüfung absolviert.

Was sind Deine Hauptaufgaben?

Als Wildhüter muss ich immer ein Auge auf den Gesundheitszustand der Wildtiere haben. Es kommt vor, dass Krankheiten wie Gemsblindheit – Lungenwurmseuche oder Gamsräude auftreten. Manchmal müssen dann kranke und verletzte Wildtiere erlegt werden. Im Frühjahr werden die Wildzählungen beim Schalenwild vorgenommen. Auch die Schnee- Birk- und Steinhühner werden jährlich gezählt und ein Bericht muss für Studien abgegeben werden. Im Mai/Juni bringen die Gemsen und Rehe ihre Jungen zur Welt. Wenn zu dieser Zeit die Tiere zu stark gestört werden, ist es meine Aufgabe, die Leute zu mahnen. Es ist auch wichtig, dass in dieser Zeit Hunde das Wild in Ruhe lassen, andernfalls muss der Eigentümer der Hunde mit einer Anzeige rechnen! Nebst der Fischerei muss ich den Sommer durch, wenn Pilze wachsen, Kontrollen durchführen. Leider wissen viele Leute immer noch nicht, dass die ersten sieben Tage des Monats Schontage sind, und dass pro Person an den übrigen Tagen nur 2 Kilo gestattet werden. Im Herbst kommt die Zeit der Jagd. In meinem Aufsichtsgebiet werden jährlich ca. 100 Gemsen erlegt. Da ist bei mir immer etwas los. Im Winter kommt dann die harte Zeit für die Wildtiere. Wir Wildhüter haben auch zur Aufgabe, den Touren- und Skifahrern begreiflich zu machen, dass besondere Regionen, die im Winter als Einstandgebiete für das Wild dienen, nicht zu stark befahren werden sollten. Im tiefen Schnee verlieren die Gemsen und Rehe viel Energie und Kraft und werden erschöpft.

Wie gross ist Dein Gebiet?

Von der Kantonsgrenze „Hinterfluh“, über die Gastlosen, Dent de Ruth, Waadt-ländergrenze, das rechte Ufer des Gros Mont-Baches, Praz-Jean, Laubspitz, Chörblispitz, Fochsen, Schafberg bis zurück zur Kantonsgrenze „Hinterfluh“. Hier möchte ich erwähnen, dass das Eidgenössische Banngebiet Hochmatt ca. 31 km2 zählt. Gegenüber liegt das Kantonale Schongebiet „Durry, Ahornstutz, Maischüpfen“

Was für Wildtiere gibt es noch im Jauntal?

Wir haben heute ungefähr 500 Gemsen, einige Rehe, 6 Hirsche, 3 Adlerpaare, manchmal auch Bartgeier, wenn es viel Fallwild hat. Dazu kommt noch der Luchs.

Wie stehst Du persönlich zu diesem umstrittenen Tier?

Der Luchs ist schon seit über 20 Jahren im Jauntal zu Hause. In den 80er Jahren zählten wir noch an die 140 Rehe. Heute sind es nur noch an die 30! Unser Gebiet könnte ein Luchspaar schon vertragen. Heute sind es aber einfach zu viele. Es ist so, dass das Gebiet für diese Wildtiere einfach ideal ist. Der Luchs bewohnt mit Vorliebe Gebiete mit Felsen, Wald und einem relativ guten Wildbestand. Es gefällt ihnen bei uns. Im Unterland bleibt der Luchs nicht, da wird er immer gestört. Umsiedeln ist auch problematisch, da niemand die Tiere haben will.

Wie erklärst Du Dir die grosse Anzahl von Gemsen im Gegensatz zu den Rehen?

Vielleicht schmeckt ihm das Rehfleisch besser. Dazu kommt sicher auch, dass das Reh einfacher zu jagen ist, als die Gemse. Zusätzlich ist es so, dass der Luchs den Sommer durch Schafe und Ziegen reisst und somit das bereits angespannte Verhältnis zwischen Schafbesitzern und Luchsfreunden weiter verschlimmert. Wenn Tiere gerissen werden, werde ich meistens darum gebeten, festzustellen, ob es ein Luchsriss war.

Was hälst Du von der Idee, auch andere Tiere wie zum Beispiel den Wolf oder Bären auszusetzen?

Das ist Blödsinn. Die Tiere können hier ja gar nicht überleben. Man sollte solche Überlegungen vor allem aus der Sicht der Tiere machen.

Gibt es heute eigentlich noch Wilderer?

Die gibt es schon noch. Aber auch hier haben sich die Zeiten geändert. Früher gab es viele, die aus Not wilderten, da sie nichts zu essen hatten. Heute ist das aber ganz sicher nicht mehr der Fall. Ich denke, dass es wie eine Sucht sein muss.

Hattest Du viele negative Erlebnisse?

Einige schon. Es ist nie angenehm, wenn man Leute anzeigen muss, die man kennt. Manchmal ist es schon ein unangenehmes Gefühl, mitten in der Nacht jemanden aufzuhalten und zu durchsuchen. Umso mehr, wenn es 2 bis 3 Personen sind. Einmal wollte ich zweien, die sich aus dem Staub machen wollten, den Autoschlüssel abnehmen. Beim Handgemenge haben sie mir dann den Finger gebrochen. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass im Wagen eine geladene Waffe lag und im Kofferraum ein totes Reh!

Haben die Leute denn kein Verständnis für Deine Arbeit?

Leider nicht immer. Es ist oft schwierig, den Leuten begreiflich zu machen, wie wichtig es ist, unsere Umwelt sauber zu halten. Es fängt jetzt im Frühling wieder damit an, dass einige Bauern die „Bschütti“ ausführen, obschon es immer noch Schnee hat, und der Boden gefroren ist. Bei der Schneeschmelze fliesst das Schmelzwasser in die Bäche und verschmutzt sie. Es ist mir ein grosses Anliegen, die Leute zu diesen Themen zu sensibilisieren. Immer öfter habe ich auch die Gelegenheit, mit Touristen zu sprechen und ihnen zu erklären, wieso sie den Abfall doch bitte wieder mitnehmen sollen...

Mit wem soll es weitergehen?

Mit Emanuel Buchs aus Ulrichen.

Louis, ich danke Dir herzlich für dieses interessante und kurzweilige Gespräch. Ich habe viel neues erfahren!

                                                                   sr