|
Wohnort: Freiburg
Sohn von:
Alter: 52 Jahre
Ich weiss nur, dass Sie der Bruder von Bühl Klaus sind, wer sind Sie genau?
Ich bin am Kilbisamstag 1949 in Jaun auf die Welt gekommen. Das ist wohl auch der Grund, dass ich so gerne „Chilbichüechleni“ esse. Ich ging hier in Jaun acht Jahre in die Primarschule. In der 8. Klasse wurde ich von Werner Schuwey unterrichtet, er gab damals das erste Jahr Schule.
Konnten Sie die Sekundarschule nicht besuchen, da Sie zu Hause helfen mussten?
Nein, gar nicht. Ich war nicht dazu vorgesehen, die Bauerei zu übernehmen. Klaus war ja da, und er war der ältere. Ich wollte als Kind immer Schreiner werden. Jeden Tag nach der Schule ging ich im Kappelboden neben der Schreinerei von Josef Buchs, dem Vater von Eduard, vorbei. Er hatte draussen immer wunderbare gehobelte Latten, und es roch so gut. Das wollte ich auch machen.
Daheim hiess es dann, dass man das letzte Jahr der Schulzeit fortgehen sollte, französisch lernen. Klaus war in Estavayer-le-Lac, in der Stavia. Aber das war sehr teuer. Jedenfalls, so wie der nach Hause kam und erzählte, wollte ich nicht dorthin gehen. Dann kam Walter Buchs und sagte, dass es in Freiburg das „Salvator-Kolleg“ gebe. Also ging ich dorthin, um dass letzte Jahr Primarschule zu machen und französisch zu lernen. Es stellte sich dann heraus, dass es ein Gymnasium war. Man fragte mich dann, ob ich nicht direkt das Collège anschliessen wolle.
Sie gingen also gerne zur Schule?
Oh ja, ich ging immer gerne in die Schule. Ich hatte auch nicht Heimweh. Das Salvator-Kolleg war ein Internat. Alle Schüler wohnten in dem Internat.
Gibt es dieses Gymnasium noch?
Also, das Haus steht noch, aber das Kollegium gibt es nicht mehr. Ich weiss nicht, was genau jetzt dort ist. Vielleicht ein Wohnheim für Studenten. Damals ging das Gymnasium 8 Jahre. Da ich älter war, konnte ich die erste Klasse überspringen.
Weshalb dauerte denn das Gymnasium damals 8 Jahre?
Der Grund war, dass diejenigen, die das Collège absolvierten, vorher die Primar- und nicht die Sekundarschule besuchten.
Was sagten Ihre Eltern, dass Sie solange zur Schule gingen?
Meine Eltern waren froh, dass es nicht zu teuer wurde. Damals gab es für mich kein Stipendium. Die Schule war so günstig, weil sie von Patres geführt wurde. Die arbeiteten quasi gratis. Folgedessen mussten meine Eltern nur für Kost und Logis und ein wenig Schulgeld aufkommen. Ich habe bei den Patres auch immer geholfen. Man ging ja damals übers Wochenende nicht nach Hause, das war zu weit.
Die ersten drei Jahre ging ich also im Salvator-Kolleg zur Schule und dann die nächsten vier Jahre im Collège St-Michel. Da machte ich dann die Matura. Das war 1971.
Wie ging es weiter?
Es hiess dann an die Uni gehen. Ich wusste aber nicht genau, was zu studieren. Mir gefiel immer die griechische Sprache. Für die Matura mussten wir damals Latein und Griechisch lernen. Philosophie gab es auch viel. Philosophie war im Gymnasium schon ein wichtiges Fach. In der Uni habe ich dann in viele verschieden Fächer ein bisschen hineingesehen und mich dann schliesslich für die Philosophie entschieden. Weshalb genau weiss ich eigentlich auch nicht. Es interessierte mich einfach, aber es gab wirklich vieles, das mich interessierte.
Wozu diente Ihnen das Philosophiestudium?
Brauchen kann man das eigentlich nicht so. Man kann es lehren. Es gibt viele Posten, die es für andere Fächer auch gibt, Geschichte zum Beispiel. An gewissen Orten, zum Beispiel beim Bund oder Staat werden gerne Leute eingestellt, die diese Fächer besuchten. In Amerika gibt es sogar grössere Firmen, die Leute mit dieser Ausbildung einstellen.
Wie lange ging das Philosophiestudium?
1976 habe ich abgeschlossen. In jener Zeit musste ich dann das Geld selber verdienen. Ich musste ein Zimmer nehmen und arbeitete ein wenig als Lehrer. 1973 kam ein neuer Professor, der mich fragte, ob ich sein Assistent sein möchte. Zuerst war ich nur Unterassistent. Als ich dann die Prüfungen absolvierte, wurde ich sein Assistent. Als ich anfing, verdiente ich knapp 700 Franken im Monat, und kam knapp über die Runden. In der Uni hingegen erhielt ich dann ein Stipendium.
Bis 1981 habe ich bei dem Professor als Assistent gearbeitet. 1982 ging ich dann für ein Jahr nach Amerika. Das war eine sehr schöne Zeit. Ich war in der Brown University in Providence, Rhode Island. Das war eine der alten Universitäten – sie wurde auch Efeu-Universität genannt, da das ganze Gebäude mit Efeu überwachsen war. Da waren die Amerikaner sehr stolz darauf.
Dort lernten Sie also englisch?
Ich habe schon in der Uni ein bisschen englisch gelernt, man musste englisch lesen. Die wichtigsten Bücher sind in englisch geschrieben. In Amerika habe ich dann weiterhin Philosophie studiert.
Natürlich benutzte ich diese Gelegenheit auch dazu, ein bisschen zu reisen, nach Kalifornien und New York.
Wohnten Sie in Amerika auch in der Uni?
Nein, ich erhielt vom Schweizerischen Nationalfonds ein Stipendium und konnte mir eine Wohnung mieten. Gegenüber den amerikanischen Studenten hatte ich recht viel Geld. Sie gaben sehr wenig Geld für Nahrung aus. Dadurch, dass ich ein wenig Geld zur Verfügung hatte, konnte ich in die bessere Mensa mit den Professoren essen gehen. Es gab sogar ein bisschen Gemüse... Man sagte mir, dass ich in Amerika ein Auto brauchen würde. Es ging aber sehr gut ohne, und deshalb konnte ich mir immer gutes Essen leisten.
Für die Studenten war die Universität sehr gut. Ich konnte damals – vor zwanzig Jahren – das erste mal einen Computer benutzen, um die Aufgaben zu erledigen. Der Professor, der mich lehrte, erlaubte mir sogar, seine Arbeiten, die er schrieb zu benützen.
1983 als ich zurückkam, arbeitete ich dann noch ein Jahr als Assistent. Danach musste ich mir eine Arbeit suchen. Im Kollegium St. Michael nahm ein Philosophieprofessor zwei Jahre Urlaub und ich konnte an seinem Platz während zwei Jahren unterrichten, bis 1985. Ich war zwar nicht als Lehrer ausgebildet. Als Gymnasiallehrer hätte man verschiedene Fächer besuchen müssen. Dadurch dass in meinem Alter kein Student diese Ausbildung hatte, konnte ich dann trotzdem unterrichten.
Als der Professor zurückkam, musste ich mir dann eine neue Arbeit suchen. Die Stadt Freiburg stellte mich als Übersetzer und Archivar ein. Es gefiel mir aber nicht so gut mit den Politikern und Verwaltern.
Ich hatte sogar Krach mit dem damaligen Syndic. Er gab mir eine Fasnachtszeitung zu übersetzten, wo er angegriffen wurde. Ich wollte das aber nicht machen, und es gab ein bisschen Gschtürm.
Per Zufall war an der Uni eine Halbtagsstelle frei, um die Bibliothek vom Philosophischen Seminar zu betreuen. Ich erhielt die Stelle und da es mir bei der Stadt wirklich nicht gefiel, nahm ich diese Stelle an, und schränkte mich dementsprechend ein. Dort betreue ich gut 13'000 Bücher.
Kurz darauf suchten sie im Kollegium Gambach jemanden, der Philosophie unterrichtet. Seither arbeite ich an diesen beiden Stellen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit
Verschiedene Sachen, im Sommer fahre ich Velo, im Herbst gehe ich in die Berge und im Winter mache ich Langlauf. Ausserdem spiele ich sehr gerne Schach.
Herr Schuwey, ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses interessante Gespräch !
sr
Der Teilnehmer der nächsten Stafette wird zur gegebener Zeit mitgeteilt